Meine Rede zum Antrag eine landesweit einheitliche Online-Praktikumsbörse aufzubauen:
SCHÜLER*INNEN MACHEN NICHT AN KREISGRENZEN HALT
In der letzten Woche war ich in der Peterswerft in Wewelsfleth. Seit gut 150 Jahren prägt die Werft das Geschehen an der Stör. Das Unternehmen braucht stetig neue Facharbeitskräfte und Menschen, die sich für die Arbeit einer Werft interessieren.
Viele der Kolleg*innen dort haben ihren Einstieg über ein Praktikum gefunden. Für das Unternehmen ist es aber momentan nicht gerade einfach, sich auf Online-Plattformen zu präsentieren. Es gibt unzählige regionale Angebote, aber eben keine einheitlichen. Es müssen verschiedenste Plattformen bedient werden. Warum geht das nicht einfacher?
Menschen orientieren sich vielfältig und aufgeschlossen, nicht nur auf Studien-Infomessen. Ein Praktikum ist häufig der Einstieg ins Berufsleben und gibt Einblicke in Berufs- und Unternehmenswelten, die Bildungseinrichtungen häufig gar nicht bieten können. Handwerkliche Berufe wie die der Bäckereimeister*in oder der Friseurmeister*in werden auch und gerade erst durch einen praktischen Einblick mittels eines Praktikums erlebbar.
Studien zu Folge bieten 94 Prozent der deutschen Unternehmen Praktika an, da sie sich dadurch Mitarbeiter*innengewinnung erhoffen. 84 Prozent der Praktikant*innen würden sich wieder bei dem Unternehmen bewerben, bei dem sie das Praktikum gemacht haben. Diese Zahlen zeigen: Das Praktikum ist und bleibt eine treibende Kraft bei der Gewinnung von Fachkräften.
Doch wie können sich Schüler*innen und andere Interessierte für ein Praktikum begeistern lassen? Wie können sie auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen aufmerksam werden?
Wir müssen nicht weit gucken: Die Plattform „Praktikum Westküste“ wurde 2016 von zehn Kreisen an der Westküste und darüber hinaus gegründet. Der Erfolg der Plattform lässt sich sehr gut in den Nutzer*innen-Zahlen zeigen: Knapp 5.500 Angebote wurden von über 2.300 Unternehmen eingestellt.
Der Aufbau einer landesweiten Plattform als attraktive und einfache Möglichkeit der Berufsorientierung kann also nur im Sinne der Unternehmen, potenzieller Fachkräfte und Schüler*innen sein. Fachkräftemangel macht schließlich keinen Halt vor Kreisgrenzen, auch nicht vor der Landesgrenze. Schüler*innen und Interessierte für ein Praktikum machen das ebenso wenig. Sie sind genauso vielfältig eingestellt wie die Angebote, die Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bieten können. Sie sind aufgeschlossen und in hohem Maße mobil. Diesem Umstand wird durch eine landesweite Plattform Rechnung getragen. Ich spreche mich daher für die Überweisung in den Bildungsausschuss und beratend in den Wirtschaftsausschuss aus.
Lassen Sie uns gemeinsam am Aufbau einer landesweiten Praktikumsplattform arbeiten, mit der sich Schleswig-Holsteiner*innen einen Einblick in eine moderne Arbeitswelt verschaffen können. Lassen Sie uns visionär sein und auch über die Landesgrenze hinausdenken. Lassen Sie uns eine moderne Arbeitswelt für moderne Arbeitnehmer*innen gestalten und letztlich den hier lebenden Menschen mehr Chancen bieten.