Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 31 – Bericht zum Sachstand Rechtsanspruch Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter
Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Malte Krüger:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
vielen Dank für Ihren Bericht, Frau Ministerin.
Auf Bundesebene wurde die stufenweise Einführung eines Rechtsanspruchs auf die Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab 2026 beschlossen. Dies stellt die Kommunen auch in Schleswig-Holstein vor große Herausforderungen. Mir ist es wichtig, dass wir Schulen, Trägern und Partnern der außerschulischen Bildung, aber auch Kindern und ihren Eltern Orientierung geben und gemeinsam daran arbeiten, den Ganztag nachhaltig und zukunftsfähig auszugestalten.
Mit der Entwicklung einer Rahmenkonzeption für den Ganztag in Schleswig-Holstein werden jetzt die entscheidenden Weichen gestellt. Der Anspruch auf Ganztagsbetreuung kann ein Meilenstein sein, er kann aber auch ein holpriger Weg sein. Eins ist mir auf jeden Fall klar: Es sind noch viele Fragen zu klären.
Erstens: Bei der Ausgestaltung von Ganztagsangeboten gilt es, Vor- und Nachmittag gewinnbringend miteinander zu verknüpfen. Das Ganztagskonzept sollte sinnvoll mit den Fachanforderungen verzahnt werden und neben den Bildungsleitlinien auch Erfahrungen von Vereinen und außerschulischen Bildungsträgern sowie aus dem PerspektivSchul-Programm berücksichtigen.
Zweitens: Wir werden auch eine Aus- und Fortbildungsoffensive in Zusammenarbeit mit den Schulträgern brauchen. Neben der dringend notwendigen Ausbildung neuer Fach-kräfte soll dabei auch eine Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und sonstigem schulischen Personal zu Aspekten des Ganztags erfolgen.
Und drittens: Kinder haben ein Recht auf Beteiligung in allen Belangen zur Gestaltung ihres eigenen Lebens und des Lebens in der Gemeinschaft. Im Rahmenkonzept soll verankert sein, dass die Interessen der Kinder bei sämtlichen noch zu treffenden Entscheidungen Berücksichtigung finden und sie – sowie ihre Eltern und Personensorgeberechtigten – entsprechend zu beteiligen sind.
Ich erwarte beim Ganztag mehr als reine Betreuungseinrichtungen mit Mittagsverpflegung und Hausaufgabenzeit. Unser Ziel ist, dass Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte im Ganztag sowie Schulsozialarbeit gemeinsam Ganztag in der Schule entwickeln – in den kreisfreien Städten genauso wie in den ländlichen Kommunen.
Es ist wichtig, dass wir Verlässlichkeit, Planbarkeit und Rechtssicherheit für Kinder, Eltern, Fachkräfte und Träger schaffen, damit der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder auch erfolgreich für alle umgesetzt werden kann. Ich sage das sehr deutlich: Die Erwartungen an den Ganztag sind immens. Wir dürfen hier nicht enttäuschen.
Ich begrüße daher ausdrücklich die Vorbereitung des Informations- und Beteiligungsprozesses durch das Bildungsministerium. Es gibt viele Menschen, die sich einbringen wollen und das muss der Prozess ermöglichen. Gleichzeitig gibt es beim Ganztag schon viele Orte und Kommunen, die voraus gegangen sind. Wir haben also best-practice Beispiele, wie zum Beispiel in Norderstedt.
Wir wollen, dass alle Kinder und Familien davon profitieren – egal wo sie wohnen. Das ist das Ziel und dafür setzen wir uns ein. Parallel müssen wir daran arbeiten, dass verstärkt Fachkräfte ausgebildet werden, die den Anspruch auf Ganztagsbetreuung auch umsetzen und mit Leben füllen. Denn noch haben wir auch im Ganztag zu wenig Fachkräfte.